2021-03-10 11:46:00
Holland Sail
10 März 2021Holland Sail

Fische erhalten eigene Schleuse

Schwärme von Stichlingen, Sardellen, Hering und Glasaal treiben im Salzwasser vor den geschlossenen Schleusentüren und warten auf ihre Gelegenheit. Der Übergang in süße Ijsselmeer mit der motorisierten Schifffahrt als Verkehrskonkurrent gelingt nur den wenigsten Fischen. Dank einem Wandel im Umweltbewusstsein des Menschen erhalten Fische eine eigene Schleuse.

Bollwerk gegen die Natur

Mit dem Bau des Abschlussdeiches, der Damm zwischen Watt und Ijsselmeer, schrieben die Niederländer 1932 Geschichte. Dieser Erdwall hatte für die Flora und Fauna unvorhergesehene, weitreichende Folgen. Die Bewohner hinter dem Deich waren von nun an vor Überschwemmungen geschützt. Einigen Fischsorten bekam der Deich allerdings weniger gut. Nach über 80 Jahren nach dem Bau des Damms gibt es Pläne für eine Fischschleuse. 

Fisch sucht Süßes

Schleusen bei Den Oever oder Kornwerderzand, den zwei Durchlässen im Abschlussdeich, fragt jedes Mal um Konzentration. Durch den unterschiedlichen Salzgehalt im Wasser steht immer eine starke Strömung Richtung Wattenmeer. Unsere Schiffe werden von kräftigen Motoren angetrieben, damit kommen wir problemlos gegen den Strom an. Fische haben dieses Glück nicht. Manchmal schwimmen sie wochenlang gegen den basalten Deich an, auf der Suche nach einem Durchgang ins Süßwasser.

Fischtourismus

Stichlinge, Stinte und Anchovis zieht es ins Brackwasser vom Ijsselmeer. Einige wollen noch weiter, hinauf bis zu den Kiesgründen im deutschen Rhein oder sogar bis ins kalte, sauerstoffeiche Wasser aus den Bergen. Für viele Meeresfische wie Lachs oder Glasaal ist der Abschlussdeich ein sehr hinderliches Ding auf ihrem Weg in die Binnengewässer. Dort angekommen paaren sich die Fische, sie laichen oder werden zu ausgewachsenen Tieren. Dann machen sie sich wieder auf die Reise ins große Meer. 

Zutritt für Fische gesperrt!

Vor 1932 gab es noch keinen Abschlussdeich und ging die Zuiderzee nahtlos über ins Wattenmeer. Die Zuiderzee war ein riesiges Delta von über 3500 Quadratkilometern mit großem Fischreichtum. Bis zum 28. Mai 1932. Um 13.10 h wurde das letzte offene Stück im Deich mit Brocken aus Lehm geschlossen und war der 35 Kilometer lange Abschlussdeich eine definitive Tatsache. Eine bauliche Meisterleistung, keine Frage. Die menschlichen Bewohner, südlich vom Deich, lebten von nun an gut geschützt vor Sturmfluten und Landabschlag. Für viele Fischsorten war der Damm allerdings sehr fatal. Der Zugang zum geschützten Delta und in die dahinter liegenden europäischen Binnengewässer war gesperrt. Fische wie Störe und Sardellen, die es zum Paaren und Laichen dorthin zog, hatten das Nachsehen. 

Evolution auf der Überholspur

Die abgeschlossene Zuiderzee verwandelte sich in kürzester Zeit in ein Süßwassergebiet. Der Zufluss aus der Ijssel gab dem neuen Binnengewässer seinen Namen: Ijsselmeer. Salzwasserfische starben aus. Der Stint passte sich dem neuen Gegebenheiten an; es entwickelte sich eine Süßwasserpopulation. Der Binnenstint war für die ehemaligen Zuiderzeefischer eine willkommene Einnahmequelle. Mit dem Aussterben von Fischsorten waren auch sie ihrer Lebensgrundlage beraubt. Im Frühjahr ließen sich Stinte schwarmweise mit Netzen mühelos fangen. Ein weiterer schmackhafter Speisefisch, der sich problemlos auf den veränderten Salzgehalt des Wassers umstellen konnte, war die Flunder. Man findet sie sowohl in der Nordsee als auch hoch hinauf im Rhein bei Basel. Ob der typische Zuiderzeehering den Abschlussdeich überlebt hat, da teilen sich die Meinungen. In den ersten Jahren nach dem Abdichten des Dammes konnte man den Zuiderzeehering tonnenweise am Deich aus dem Wasser fischen, bis irgendwann die Netze leer blieben. Fischer von der Insel Texel haben in den vergangenen Jahren ab und zu ein Exemplar in ihren Fängen entdeckt. Der Hering aus der Zuiderzee ist kürzer und dicker als der Hering aus der Nordsee und besitzt weniger Wirbel. Ob der Zuiderzeehering mit dem Bau der Fischpassage zurückkehrt, ist eine interessante Evolutionsfrage. 

Fischpassage

Natürlich starben mit der Umwandlung von der salzigen Zuiderzee ins süße Ijsselmeer nicht nur Arten aus. Das entstandene Binnengewässer sorgte auch für neues Leben unter Wasser. Sogenannte Weißfische wie die Brachse, Rotfeder oder Zander fanden hier ideale Lebensbedingungen. 
Aber für die Globetrotter unter den Fischen ist der Deich eine Grenze für die sie kein Visum bekommen. Ein junger Lachs macht sich zum Beispiel aus dem französischen Straßburg auf den Weg über Belgien und Holland bis nach Kanada zum Atlantischen Ozean. Glasaale, quasi halbstarke Aale, ziehen aus der Saragossasee beim Bermudadreieck nach Europa. Um diesen Fischen freie Bahn in ihrem Reisedrang zu gewähren, ist an der Westseite der Lorentzschleusen eine Fischschleuse geplant. Der Entwurf der Fischpassage sieht vor, dass die Fische an der Wattseite über einen Priel in ein Rohr geleitet werden. Diese fünf Kilometer lange Deichunterführung vermischt Süß- und Salzwasser zu Brackwasser und hat eine geringe Stromschnelligkeit, sodass auch schlechte Schwimmer ihr Ziel erreichen können. Neben einer sauberen Umwelt und Fischfangquoten ist der freie Durchgang zu den Paarungs- und Laichgebieten ein essentieller Bestandteil zum Erhalt einer gesunden, stabilen Fischpopulation. 

Publikumsmagnet

Der neue Schleusenkomplex für die Fische soll sogar eine Glaswand erhalten, sodass der Mensch die Fische auf ihrer Reise beobachten kann. Beide Seiten der Fischpassage können im Fall von extremen Hochwasser oder Versalzung des Ijsselmeers verschlossen werden. Zurück zur salzigen Zuiderzee ist keine Option, denn das Ijsselmeer ist ein wichtiges Süßwasserbiotop geworden. 
Der Schleusenkomplex bei Kornwerderzand ist offen für Besichtigungen. Es gibt eine Freilichtausstellung über verwendete Baumaterialen beim Bau des Deiches. Außerdem gibt es ein Bunkermuseum [Kazemattenmuseum]. Die Ausstellung beleuchtet die Rolle des Abschlussdeiches während und nach dem zweiten Weltkrieg. 

 

 

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