Touristen wundern sich über die augenscheinliche Gelassenheit, die diese zierlichen, aufrechten Vögel ausstrahlen. Allerdings kennt man auch andere Bilder. Früher lebten Reiher zurückgezogen in Sümpfen, so mancher Schlossherr servierte seinen Gästen nämlich saftigen Reiherbraten aus dem Ofen.
Vom Bratvogel zum Schädling
Der Adel betrieb früher zum Zeitvertrieb Falkenjagd auf die Graureiher, sie galten bei den hohen Herrschaften als Delikatesse. 1401 wurden bei einem Galaessen einer Amsterdamer Herzogin ganze 19 Reiher serviert. Ab 1900 kam der Graureiher als edler Leckerbissen in Verruf, stattdessen wurde ihm nachgesagt, den Fischbestand zu schädigen. Die Jagd zur Ausrottung der Vögel war eröffnet. Seit 1963 stehen die Reiher in den Niederlanden unter Artenschutz. Der strenge Winter hatte die Population damals beinahe ausgerottet.
Ein abwechslungsreiches Menü
Heutzutage findet man Reiher oft als Gesellschafter von Hobbyanglern, sie warten dort einfach auf den nächsten Biss. In Amsterdam stehen die Vögel auch gerne in der Schlange vor der Imbissbude; Pommes verschmähen sie, aber frittierte Hühnerbeinchen sind ihre absolute Leibspeise. Am Ijsselmeer ernähren sich die Graureiher nicht von Fastfood, sondern erbeuten mit ihren spitzen Pinzettenschnäbeln Fische, kleine Nager, Frösche oder junge Vögel.
Im Winter kann der Vogel bei Schnee und Eis keine Beute mehr finden, doch können die Reiher, besonders in den Städten, oft auf menschliche Hilfe rechnen: ein abwechslungsreiches Menü von Hühnerfleisch, Käsescheiben, Eintagsküken, Katzentrockenfutter oder Goldfischen lässt sich der Reiher gerne servieren.
Wissenswertes über den Fischreiher
Ein ausgewachsener Graureiher wiegt ca. 2 Kilo und braucht täglich 300 Gramm Nahrung. In den Niederlanden leben 25.000 Reiher, über die Hälfte davon in der Ijsselmeerregion. Wenn Sie mit dem Auto den Deich Lelystad-Enkhuizen entlang fahren, treffen Sie bestimmt alle 1000 Meter einen Fischreiher. Im Wilhelminapark in Enkhuizen hat sich eine kleine Kolonie angesiedelt. Sie brüten dort hoch in den Bäumen. Gut beobachten kann man die Stelzenläufer an den Grasufern der Grachten und Kanäle; hier lassen sie in stoisch-stolzer Haltung die Zeit verstreichen, bis der neugierige Mensch ihnen mit der Fotokamera zu nahe kommt…