Entlang ehemaliger Lagerhäuser der VOC aus dem Goldenen Jahrhundert, verträumter Grachten, an denen man nur allzu gerne wohnen würde, historischer Gebäude und gemütlichen Cafés. Natürlich gibt es zahlreiche Fischgeschäfte. Matjes wird nicht mehr im Ijsselmeer gefangen, aber frischer Matjes aus der Nordsee ist eine sehr beliebte Delikatesse!
Wir laufen vom Gependam los Richtung Stadtkern
Auf dem großen Parkplatz genießen viele Wohnwagenurlauber vom Anblick unserer schönen Schiffe und ihrer Betriebsamkeit. Entlang der Fährkade, wo Sie einen Querschnitt der niederländischen Schiffsbaugeschichte bewundern können: zuerst der beeindruckende Bug der MS Friesland. Der Wellenbrecher wurde 1956 gebaut und fuhr bis in die 1980er-Jahre als Fähre zwischen Harlingen am Festland und den Wattinseln. Daneben liegt die zehn Jahre ältere Bep Glasius, auch liebevoll Beppie genannt, die Fähre nach Stavoren. Ein paar Schritte weiter wartet der Fährdienst nach Urk, ein imposanter Dreimaster von 1931. Welches Schiff ist noch älter? Natürlich, eines der Flotte von Holland Sail!
Nahezu niemand kann frittiertem Kibbeling widerstehen, der erste Zwischenstopp ist beim Fischimbiss gegenüber vom Bahnhof. Weiter geht’s, um den Hafen mit den Jachten und kleineren Plattbooten herum. Am Ende der Havenstraat, kurz vor dem Turm Drommedaris, liegen die letzten Fischkutter vom Ijsselmeer vertäut.
Auf der Wiese vor dem Drommedaris ergibt sich ein tolles Selfie mit der bronzenen Ziege. Der Turm des Drommedaris ist 1540 als Zugangstor und Verteidigungsturm gebaut.
Auf historischen Landkarten sieht man, dass Enkhuizen am Ende einer Landzunge angesiedelt ist und nicht weit vom Festland befand sich eine große Sandbank. Schiffe auf dem Weg nach Amsterdam mussten dicht unter der Küste vorbeifahren, ein Zwischenstopp im Hafen war naheliegend, wenn auch nicht immer ganz freiwillig. Schiffe konnten in Enkhuizen ihre Vorräte auffüllen, Fracht aus- oder einladen und Zoll zahlen.
Aufgrund seiner strategischen Lage wurde 1602 in Enkhuizen eine der sechs Kammern der VOC (Vereinigte Ostindische Compagnie) niedergelassen. Die VOC betrieb damals weltweiten Handel (sofern die Welt bekannt und erobert war) und gilt als erstes multinationales Unternehmen.
Der Drom wurde 1649 auf die heutige Höhe aufgestockt. Seitdem überwacht der Turm Enkhuizen in guten wie in schlechten Zeiten. Im Goldenen Jahrhundert war Enkhuizen eine Weltstadt mit 40.000 Einwohnern. Heute gehört sie mit 18.000 Enkhuizenaren zu den Kleinstädten. Damals fanden Kartografen hier Arbeit, sie machten bunte Seekarten, anhand derer die Seefahrer aus Westfriesland ihren Weg über die Weltmeere suchten. Auf den Schiffswerften baute man sogenannte ‘Flöten’, damals praktische Segelschiffchen mit kleiner Besatzung.
In späteren, wirtschaftlich schlechten Zeiten diente der Drommedaris als Gefängnis, Lagerhalle, Postamt und in den wilden 1960er Jahren wohnte dort eine Zeit lang eine Kommune. Mittlerweile ist das historische Gebäude von oben bis unten renoviert und modernisiert für weitere 350 Jahre.
Wir gehen weiter über die weiße Klappbrücke
Es sei denn, die Brücke wird gerade für ein Boot geöffnet. Ein kleiner Aufenthalt macht nichts, wir stehen an einer der schönsten Ecken der Stadt. Häuser aus dem 18. Jahrhundert mit freischwebenden Balkons überm Wasser. Über die Zuiderspui am Buddelschiffchenmuseum vorbei, ein Besuch lohnt sich, vor allem wegen der architektonischen Besonderheiten des Häuschens. Wir biegen links ab und spazieren die Gracht am Zuiderhavendijk entlang. Eine der hübschesten Straßen der Stadt: eine ruhige, bäumchenreiche Straße, in der Mitte fließt die Gracht, die Häuschen sind liebevoll restauriert, die Anwohner sind spürbar stolz, in dieser Straße zu wohnen.
Am Ende der Gracht biegen wir bei den zwei hohen Bäumen links ab in die Zuiderkerkstraat. Vorher werfen wir noch schnell einen Blick nach rechts und sehen das alte Rathaus. Es hat verblüffend viel Ähnlichkeit mit dem Königlichen Palais in Amsterdam. Der Entwurf stammt von einem Lehrling des Architekten. Vor dem Hintergrund der reichen Enkhuizer Geschichte finden hier oft Hochzeiten statt. Vom Rathaus ist das landesweit bekannte Zuiderzeemuseum nur einen Katzensprung entfernt, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall (siehe Artikel über Museen im Ijsselmeergebiet). Hinter dem prächtigen Rathaus hangt das ehemalige Stadtgefängnis aus dem 16. Jahrhundert in einem ähnlichen Winkel wie der Schiefe Turm von Pisa.
Schnell zurück zu den zwei Platanen. Am Ende des Gässchens befindet sich die mächtige Zuiderkerk. Die Kirche stammt aus 1420. An der Decke sieht man die ältesten Holz-Malereien der Niederlande. Vielleicht öffnet sich die schwere Kirchentür, wenn Sie mal klopfen?
Nach der Kirchenbesichtigung können Sie nach links zurück zum Hafen oder rechts abbiegen zur Westerstraat, die Einkaufsmeile von Enkhuizen. Auch hier gibt es sehr schöne alte Gebäude, in einem befindet sich ein ausgezeichnetes Käsegeschäft. Schräg gegenüber bestellen wir ein erfrischendes Getränk im Grand Café Van Bleiswijck und gönnen uns eine wohlverdiente Pause. Bei Bakker Rood kaufen wir anschließend noch typisch Enkhuizer Krentenmik (Rosinenbrot mit Marzipan) und dann geht’s zurück zum Hafen. Unterwegs werfen wir noch einen Blick ins Schaufenster beim Makler und suchen uns ein Traumhäuschen aus. Vor der Wilhelminabrücke beim Chinesen schlendern Sie entweder links über den Dijk am Binnenhafen entlang zurück zur Klappbrücke beim Drommedaris oder Sie gehen geradeaus über die Wilhelminabrücke vorbei an den Cafés Het kleine Café und De Compagnie. Die Compagnie hat selbst gebrautes Bier im Angebot.
Wer weiter Richtung Bahnhof spaziert, sieht an der rechten Seite den Snouck van Loosenpark mit hübschen Minivillen im neoklassizistischen Stil. Die gut begüterte Dame Maria Snouck van Loosen ließ die Mietwohnungen für die ärmeren Bewohner der Stadt anlegen. Der angrenzende Park und weitere Gebäude in der Stadt zeugen vom großzügigen Erbe der reichen Reederfrau. Hinterm Bahnhof liegt der moderne Anleger Gependam und Sie sehen bereits die Masten der historischen Schiffe.
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